Wer hier eigentlich schreibt: Diesen wunderbaren Erfahrungsbericht über das Auswandern nach Norwegen mit der ganzen Familie schrieb Alexandra von Levartworld. Auf ihrem Familien Reiseblog berichtet die zweifache Mama über’s Reisen mit Kind – und zwar fernab vom All inclusive Urlaub. Doch nun hat sich Alexandra mit ihrer Family an ein neues Abenteuer gewagt: Sie verlassen ihre gewohnte Heimat und ziehen nach.. Norwegen. Lies hier, was Alexandra erlebt und wie sich ein Umzug in ein neues Land anfühlt.

Alle Kisten sind gepackt und im Lagerraum verstaut. Wir haben kein gemütliches Zuhause mehr, welches eingerichtet auf unsere Rückkehr wartet. Kein Wohnzimmer mit einem Sofa. Kein chaotisches Kinderzimmer. Stattdessen verbringen wir die nächsten Wochen in einer kleinen Ferienwohnung und warten auf eine ungewisse Zukunft in einem fremden Land.

Auswandern nach Norwegen – Wir sind dann mal weg!

Wir ziehen nach Norwegen - Erfahrungsbericht von Levartworld
 Foto Quelle: levartworld.de

Wir haben beschlossen, nach Norwegen umzuziehen und uns auch spontan ein Haus im Internet gekauft. Das Bauchgefühl stimmt. Jetzt heißt es warten und hoffen, dass diese Entscheidung die Richtige ist.

Mein Freund und ich haben monatelang überlegt, welchen Schritt wir gehen sollen. Ein Haus kaufen und einen Neuanfang wagen, an einem Ort, an dem das Leben sich nach Urlaub anfühlt? Oder unsere Ersparnisse lieber auf den Kopf hauen und die Welt bereisen? Eines war auf jeden Fall klar. Wir brauchen einen Tapetenwechsel, wir möchten eine neue Sprache lernen und auch mal im Ausland leben. Das war schon immer ein Traum von uns.

Diese Entscheidung wurde uns leicht gemacht, als ich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt. Wir bekommen unser zweites Kind und sind überglücklich. Reisen mit Baby ist gar kein Problem und die Elternzeit ist dafür eine tolle Gelegenheit. Mit unserem Sohn haben wir das alles aber schon erlebt. Es wird also Zeit etwas Neues auszuprobieren. Wir ziehen nach Norwegen.

Unsere Kinder sollen an einem schönen Ort aufwachsen, umgeben von endlosen Wäldern, Bergen, glasklaren Seen und sauberer Luft. Wir möchten alle vier Jahreszeiten aktiv erleben. Skifahren im Winter, Wandern im Sommer, uns entschleunigen, runterkommen, ein einfaches, glückliches Leben führen und ganz viel Zeit gemeinsam in der Natur verbringen. In Norwegen haben wir schon viele Urlaube verbracht. Wir lieben die Ruhe, die das Land ausstrahlt und ohne lange zu zögern wissen wir sofort, wohin unsere Reise geht.

Hauskauf in Norwegen – kein einfaches Unterfangen

Norwegen Erfahrungsbericht von Alexandra von Levartworld - Hauskauf
 Foto Quelle: levartworld.de

Während der Babybauch vor sich hin wächst, fangen wir an zu recherchieren. Welche bürokratische Hürden kommen auf uns zu? Welche Kriterien soll unser norwegisches Traumhaus erfüllen? An welchem Ort möchten wir leben?

Ich bin selbstständig und kann von überall auf der Welt aus arbeiten. Die perfekte Voraussetzung für einen Neuanfang in einem fremden Land. Doch mein Freund hat ein Unternehmen in Deutschland und wird fast jede Woche für etwa zwei bis vier Tage pendeln müssen. Unsere Ausgangssituation ist nicht ideal aber wir nehmen die Herausforderung an. Nach unzähligen Abenden und vielen Unterhaltungen haben wir einen perfekten Plan ausgetüftelt. Was jetzt folgt, sind die emotionalsten Wochen unseres Lebens.

Wir fliegen einige Male in unsere neue Heimat. Schauen uns verschiedene Immobilien an, doch wir haben kein Glück. Meist ist jemand anders schneller als wir oder bietet mehr, als wir uns leisten können. Nach fünf gescheiterten Hauskaufversuchen geht uns langsam die Puste aus.

Wir haben es eilig, sind demotiviert und haben kaum noch Energie für stundenlange Recherchen und Hausbesichtigungen. Einen letzten Versuch wollen wir noch wagen, als wir das hübsche, weiße Holzhaus am Waldrand finden.

Uns ist klar, dass sobald die Besichtigung der Immobilie stattgefunden hat, der Preis wieder von anderen Käufern in die Höhe getrieben wird. Wir ändern unsere Strategie, umgehen den in Norwegen üblichen Angebotsprozess, an dem wir schon so oft gescheitert sind und nehmen direkt Kontakt mit dem Verkäufer auf. Der Hausbesitzer ist uns sofort sympathisch und hat es sehr eilig, das Haus zu verkaufen.

Der Wahnsinn – Ein Hauskauf ohne Besichtigung

Das neue Zuhause für die Familie - Norwegen Erfahrungsbericht von Alexandra von Levartworld
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Unser Entschluss ist schnell gefasst und wir unterzeichnen die Verträge, ohne das Haus jemals besichtigt zu haben. Ein wahnsinniges Gefühl! Ich spüre unglaublicher Freude, Erleichterung, Glück aber auch etwas Sorge und leichte Panik, über eine blinde Investition und eine ungewisse Zukunft. Es ist ein Risiko, doch es fühlt sich richtig an. Das Bauchgefühl stimmt noch immer.

Was uns erwartet, dass wissen wir nicht. Doch eine Entscheidung zu fällen und umzusetzen ist besser und fühlt sich auch deutlich besser an, als keine Entscheidung zu fällen und ständig darüber zu grübeln, was gewesen wäre, wenn wir diese Entscheidung getroffen hätten. Wer sich verlaufen hat, kann zurückkehren. Ein begangener Weg lässt sich korrigieren. Ein nicht begangener Weg hingegen bleibt für immer ein Mysterium.

Alle Kartons sind gepackt – Es geht los Richtung Norden

Norwegen Erfahrungsbericht von Alexandra von Levartworld - Der Umzug
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Der Kaufvertrag ist unterschrieben, der Umzugstermin steht. Wir verladen unsere Sachen in einen Transporter und rollen bei Sonnenschein der Zukunft entgegen. Unser ganzes Leben hat in einem kleinen Transporter Platz. Wir können es kaum erwarten die Grenze zu überschreiten, die Staus auf den deutschen Autobahnen hinter uns zu lassen und unser neues Zuhause kennen zu lernen.

Auf dem Weg zum neuen Haus haben in meinem Bauch Angst und Freude einen schlimmen Streit. Ich habe Angst davor zu scheitern, Angst davor, dass unser Traumhaus gar kein Traumhaus ist und Angst vor finanziellen Verlusten. Aber gleichzeitig bin ich überglücklich, dem Stress in Deutschland zu entkommen und jeden Tag den magischen Wäldern, Bergen und glitzernden Seen ganz nah zu sein.

Als wir unser neues Zuhause zum ersten Mal sehen, fällt uns ein Stein vom Herzen. Es ist schöner als erwartet. Das hübsche, weiße Holzgebäude ist modern und frisch renoviert. Es riecht angenehm nach Holz und auch die beiden Kinderzimmer haben schon die passenden Wandfarben. Von unserem Grundstück können wir den See sehen. Hinter uns sind Wald und Berge. Es ist einfach perfekt! Ich fühle mich wie im Märchen und wir sind überglücklich.

Der erste Schultag in Norwegen

Schulwechsel in Norwegen - Erfahrungsbericht von Levartworld
 Foto Quelle: levartworld.de

Wir kommen langsam an in unserem neuen Leben und es fühlt sich wie Urlaub an. Die ersten Tage verbringen wir damit, unsere Umgebung und die Wälder und Seen zu erkunden, die Nachbarn kennenzulernen und natürlich auch unseren Sohn einzuschulen, der in Norwegen die fünfte Klasse besucht.

Für unseren kleinen Weltenbummler war der Umzug besonders aufregend. Er verlässt seine altbekannte Schule und seine Freunde. Seine Gefühle sind zwiegespalten. Auf der einen Seite freut er sich auf das neue Leben im Ausland. Auf der anderen Seite ist ihm auch bewusst, dass er seine Freunde vermissen wird.

Eriks Schulalltag auf dem Gymnasium in Düsseldorf war durch Zensuren, Tests, Klassenarbeiten und unzählige Stunden hinter dem Schreibtisch geprägt. Der Leistungsdruck war stark und Zeit zum Spielen und einfach nur Kind sein, sehr knapp.

In Norwegen ist das Schulsystem anders, was mit ein Grund für unseren Umzug war. Es ist in drei Stufen aufgeteilt. Die Grundschule (Klasse 1 bis 7), die Sekundarstufe I (Klasse 8 bis 10) und die Gymnasiale Oberstufe (Klasse 11 bis 13). Noten gibt es erst ab der 8. Klasse. Kritische Stimmen meinen, die lange Zeit bis zur ersten Note würde den individuellen Entwicklungsstand der Schüler einschränken. Die meisten Bildungsexperten loben jedoch das norwegische Modell, das auf dezidierten Praxisbezug sowie die Entwicklung von sozialen Kompetenzen setzt.

An Eriks neuer Schule gibt es keine 500 Schüler, wie auf der Schule in unserer alten Heimat, sondern nur 35. Im Sommer verbringen die Kinder viel Zeit draußen und lernen den Schulstoff sehr praxisnah. Jeder so, wie er es am besten kann. Die Kinder suchen nach giftigen Pflanzen für den Biounterricht, bauen gemeinsam eine Holzhütte und in Sport stehen Mannschaftsspiele auf dem Plan. Auch eine Skiabfahrt mit Schlepplift befindet sich hinter dem Schulgebäude für die Pausen und den Sportunterricht im Winter.

Die Kinder sollen ihre Kreativität entfalten, ihre Stärken erforschen und ihre Leidenschaften finden. Der Lernstoff kommt dabei nicht zu kurz und die Schüler verfügen über ähnliches Wissen, wie in Deutschland.

Um Schulsachen, Stifte, Bücher und Co. brauchen wir uns in Norwegen auch nicht kümmern. Jedes Kind bekommt Schulmaterialien kostenlos von der Schule gestellt. Auch hochwertige Tablets von Apple und Notebooks stehen für alle Schüler bereit und sind ein fester Bestandteil des Unterrichts, auch schon für die ganz Kleinen.

Die Verständigung, trotz fehlender Norwegischkenntnisse, klappt in den ersten Schultagen auch sehr gut. Unser Kind wird mit offenen Armen empfangen und in die Klassengemeinschaft aufgenommen. Mit ganz viel Englisch, Händen und Füßen, sind die ersten Tage an der neuen Schule schnell überstanden und Erik ist glücklich.

Unser Fazit nach einem Monat in Norwegen

Nun sind schon einige Wochen vergangen. Unser neues Zuhause fühlt sich wie ein Zuhause an und das Leben in Norwegen immer noch, wie Urlaub. Jeden Morgen, wenn ich mit meiner Tasse Tee auf der Terrasse stehe und in den Wald oder auf den See blicke, überkommt mich ein unglaublich wohliges, geborgenes Gefühl und eine gewaltige Ladung Freude. Wir haben alles richtig gemacht und ich bin mir sicher, dass diesen Schritt jeder gehen kann. Du brauchst nur eine Portion Mut, Risikobereitschaft und ganz viel Willensstärke und Kampfgeist, um deine Träume Wirklichkeit werden zu lassen.

Auswandern nach Norwegen - weitere Leseempfehlung

Lies auch den wunderbaren Erfahrungsbericht von Maike von Worte und Taten, in dem sie über das Alleinreisen als Frau durch Osteuropa schreibt. Super anschaulich und herrlich ehrlich geschrieben..

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Engländerin und Wannabe-Deutsche - denn wie könnte man sich nicht in ein Land verlieben, in dem Worte wie “Kummerspeck” hinter jeder Ecke lauern? Ich liebe es, zu reisen und die Kuriositäten verschiedener Länder zu entdecken - und der beste Weg sich an diese zu erinnern, ist natürlich per Postkarte!

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