Die Postkarte & Bildpostkarte

Postkarten und Foto-Postkarten sind die „Kurznachrichten“ des 19. und 20. Jahrhunderts. Nach ihrer amtlichen Einführung revolutionierten sie in Europa und aller Welt die Kommunikation als preiswerte und schnelle Möglichkeit der Korrespondenz. Mehr als 100 Jahre lang waren sie der konkurrenzlose Verkaufsschlager schlechthin. Erst die neuen multimedialen Kommunikationsformen ließen ihre Bedeutung zeitgleich zum Ausklang des 20. Jahrhunderts rasant schwinden.

Definition der Begriffe Postkarte (Ansichtskarte) und Bildpostkarte

Die standardmäßig rechteckig geformten Postkarten aus festem Papier oder Karton dienen dem offenen Versand von Mitteilungen aller Art. Postkarten mit einer bedruckten Rückseite werden als Ansichtskarten bezeichnet. Diese Karten können gegenüber dem Briefversand zu niedrigeren Gebühren per Post verschickt werden. Bildpostkarten hingegen sind keine Ansichtskarten, sondern eine eigenständige Postkartenform, denn ihr Bildmotiv befindet sich vorne auf der Adressseite. Eingeführt wurde die Postkarte in Europa (Österreich-Ungarn) am 01.10.1869 unter der Bezeichnung „Correspondenzkarte“. Erst im Jahr 1872 lautete die offizielle Bezeichnung Postkarte. Zuvor gab es jedoch in Frankreich und in den Vereinigten Staaten von Amerika bereits ähnliche Erfindungen und Wegbereiter.

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Beispiel einer Carte-correspondance als Ganzsache aus der Schweiz. Diese Karten waren die ersten Postkarte in der Schweiz, sie wurden erstmals ab 1. Oktober 1870 herausgegeben. Urheber: swiss postalservice

Das Erscheinungsbild von Post- und Ansichtskarten

Post- und Ansichtskarten teilen sich in eine Vorderseite oder Adressseite und in eine Rückseite auf.
Auf der Vorderseite teilen Linien die Karte in verschiedene Felder ein. Rechtsseitig befindet sich Platz für die Empfängeradresse und das Postwertzeichen, der linksseitige Raum ist für schriftliche Mitteilungen vorgesehen. Bei Bildpostkarten befindet sich auf der linken Seite außerdem das Bildmotiv, während bei Ganzsachenpostkarten oft ein zusätzliches Feld für die Absenderadresse integriert ist. Die Adressseite deutscher Ansichtspostkarten wurde 1907 mittig geteilt, sodass die Mitteilungen auf der linken Seite Platz finden. Zuvor wurde die Bildseite (Rückseite) von Ansichtskarten für Mitteilungstexte genutzt. Die Rückseite kann leer sein und somit reichlich Platz für freie Beschriftungen bieten. Wenn es sich um Ansichtskarten handelt, befinden sich dort die Abbildungen. Einige Postkarten sind als Sonderganzsachen auf der Rückseite illustriert und mit eingedrucktem Wertstempel als Frankatur versehen. Gewicht und Abmessungen von Postkarten sind seit 1878 als sogenanntes Normalformat international weitgehend vereinheitlicht, wobei die Formate im Lauf der Jahre leicht angepasst wurden. Die heute gültige Länge beträgt zwischen 140 mm und 235 mm, die Breite darf zwischen 90 mm und 125 mm betragen, das Gewicht ist auf 150 bis 500 g/m² begrenzt.

Frühe Varianten der Postkarte

Bereits seit 1760 konnten in Paris Mitteilungen per Post unverschlossen und somit offen lesbar versendet werden. Möglich machte dies ein privates Stadtpostunternehmen, die „Kleine Post“ (Petite Poste). 1784 folgte die Einführung der offenen Mitteilungen in Wien. Zum Leidwesen begeisterter Philokartisten ist keine dieser frühen Formen der Postkarte erhalten geblieben. Doch erst mit der Einführung der Briefmarke in England (1840) und mit der staatlichen Genehmigung in den Vereinigten Staaten (1861) wurden die Voraussetzungen für den weltweiten Siegeszug der Postkarte geschaffen. Die Höhe des Portos richtete sich damals nach der Entfernung in Meilen, unterschieden nach mehr oder weniger als 1.500 Meilen Reichweite. John P. Charlton, wohnhaft in Philadelphia, erkannte das Potenzial der Postkarte. Er ließ die Idee erst urheberrechtlich schützen und verkaufte sie dann an Hyman L. Lipman, der sie als „Lipman’s Postal Card“ produzierte und vermarktete. Die Patentanmeldung hingegen blieb erfolglos. Erste staatliche Postkarten mit einem von der Versanddistanz unabhängigen Porto wurden in den USA 1873 eingeführt. Es ist dennoch kaum möglich, den einen „Erfinder“ der Postkarte festzulegen, denn auch in Deutschland gab es seit 1865 Bestrebungen, Postanweisungen in Kartenform innerhalb Preußens zu verschicken. Diese Aviskarten, Drucksachenkarten oder Vertreterkarten, die kaum für private Zwecke, sondern fast ausschließlich zur Ankündigung von Terminen verschickt wurden, sind hierzulande als Vorläufer der Postkarte anerkannt. Private Mitteilungen per Postkarte galten, da sie öffentlich lesbar waren, zunächst als unsittlich.

Einführung der Postkarte in Preußen

Einfachheit und Kürze, das waren 1865 für Heinrich Stephan die Argumente zur Einführung von offen versandten Karten. Doch dem preußischen Geheimen Postrat gelang es nicht, dies gegen die sittlichen und wirtschaftlichen Bedenken des Generalpostdirektors von Philipsborn durchzusetzen. Auch weitere Vorstöße zweier Buchhandelsunternehmen aus Leipzig, die 1868 eine „Universal-Correspondenz-Karte“ ins Leben rufen wollten, blieben erfolglos. Doch der Fortschritt war auf Dauer nicht aufzuhalten. Publikationen von Emanuel Herrmann, Professor der Nationalökonomie, räumten die wirtschaftlichen Bedenken aus. In verschiedenen Artikeln vertrat er die Ansicht, die geringeren Beförderungskosten würden durch ein größeres Beförderungsvolumen mehr als ausgeglichen. Er fand beim damaligen Direktor der General-und Telegraphenpost Gehör, und so beförderte die österreichisch-ungarische Post ab Oktober 1869 Correspondenzkarten, die ein eingedrucktes Postwertzeichen aufwiesen. Mit 2 Kreuzern gegenüber dem Briefporto von 5 Kreuzern war der Kartenversand deutlich preiswerter und die Karten verkauften sich vom Start weg glänzend. Als Heinrich Stephan 1870 zum Generalpostdirektor des Norddeutschen Bundes befördert wurde, brachte er auch dort die Postkarte auf den Weg. Unterstützung fand er bei Otto von Bismarck. Bayern, Württemberg, Baden und Luxemburg zogen nach. Versendet werden konnten die Correspondenzkarten mit aufgeklebten Freimarken oder als Ganzsachen im Inland und nach Österreich-Ungarn und nach Luxemburg. Mit der Gründung des Weltpostvereins wurde erst ein länderübergreifender, später ein weltweiter Versand möglich. Die Einführung der Postkarten innerhalb und außerhalb Europas schritt rasch voran: Skandinavische Länder und Großbritannien machten den Anfang, gefolgt von Russland, Ceylon, den USA, Japan, Spanien und Italien. 1888 gab es weltweit in mehr als 35 Ländern Postkarten.
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Preussische Drucksachenkarte (Vertreterkarte) von 1866
Quelle: www.philasearch.com

Die Postkarte als erstes massentaugliches Kommunikationsmedium

Die Deutsch-Französischen Kriegsjahre 1870/71 und die damit verbundene Portofreiheit förderten die Verbreitung von Postkarten als „Feldpost-Correspondenzkarten“ enorm. Etwa 10 Millionen Karten wurden von Soldaten an Angehörige in die Heimat verschickt. Die Verwendungsmöglichkeiten wurden in den folgenden Jahren erweitert, indem Correspondezkarten als Drucksache und als Nachnahmesendung verschickt werden konnten. 1872 erfolgte die Umbenennung in „Postkarte“, die Schweiz schloss sich der Umbenennung erst 7 Jahre später an. Die Portosätze wurden gegenüber den Kosten für einen Briefversand halbiert. Die ersten Ganzsachen mit eingedruckten Postwertzeichen wurden im Deutschen Reich sowie im Königreich Bayern von der Post verkauft. Der internationale Geltungsbereich der Postkarte wuchs immer mehr, sodass einige Länder spezielle Weltpostkarten einführten.

Erfindung der Ansichtskarte und Einführung der Bildpostkarte

Ansichtskarten mit Fotomotiven oder Illustrationen auf der Rückseite setzten sich zunehmend ab 1896 durch, als moderne und preisgünstige Mehrfarben-Druckverfahren entwickelt wurden. Sie liefen der einfarbigen Postkarte in Sepiatönen den Rang ab und waren in vielen Tabak- und Schreibwarenläden erhältlich. Bis 1907 die entsprechende Regelung aufgehoben wurde, galt die Vorschrift, eine Postkarte als solche per Aufdruck in der jeweiligen Landessprache auszuweisen. Postzustellungen erfolgten zu dieser Zeit in den Industrieländern oft mehr als dreimal täglich, vor allem in größeren Städten. Bildpostkarten erschienen zuerst 1923 in der Schweiz, bevor sie wenige Jahre später in Deutschland und in Österreich eingeführt wurden.

Die Bedeutung der Postkarte im Zeitalter der Digitalisierung

Den Zenit ihres Erfolgs hat die Postkarte mit dem Verlust ihrer Bedeutung als Bild- und Kommunikationsmedium längst überschritten, was sich an den stark rückläufigen Versandzahlen seit Anfang der 2000er Jahre ablesen lässt. Die stärksten Konkurrenten sind E-Mails und SMS, aber auch die Sozialen Netzwerke, die wesentlich schnellere Übertragungswege möglich machen. Gekauft und verschickt werden Karten nach wie vor als Urlaubskarte oder als Grußkarte zu Geburtstagen, Festen und anderen besonderen Anlässen.

Die unterschiedlichen Arten der Postkarte

Die Ansichtskarte

Über die reine Korrespondenz hinaus soll bei der Ansichtskarte das Motiv die Aussage des Kartentextes unterstreichen. Ansichtskarten sind Andenken, die vor allem zur Blütezeit der Karten lange aufbewahrt wurden. So dienen sie uns heute oft als historisches Bilddokument und werden gesammelt. Das „Goldene Zeitalter der Ansichtskarten“ waren die Jahre zwischen 1897 bis 1918. Heute werden Ansichtskarten meist als Urlaubskarten verschickt, die dem Betrachter die Reize des Feriendomizils oder Aufenthaltsortes veranschaulichen.

Die Weltpostkarte

Im Berner Postvereinsvertrag wurden 1875 Postkarten in 21 Ländern für den internationalen Versand zugelassen. Der Weltpostvertrag von 1878 weitete den Geltungsbereich über den größten Teil des Globus aus. Laut einer besonderen Vorschrift war die französische Aufschrift „Carte postale“ zwingend vorgesehen, zusätzlich war auf der Adressseite das Wort für Postkarte noch einmal in der Landessprache aufgedruckt. Weltpostkarten mit bezahlter Rückantwort konnten ab 1878 international versendet werden. Darüber hinaus gab es Weltpostkarten mit anhängender Antwortkarte, bei der ein Antwortteil abgetrennt und verschickt werden konnte. Für Sammler haben diese Weltpostkarten wegen diverser Eigenarten häufig besonderen ideellen und materiellen Wert.

Die Ganzsachenpostkarte

Alternativ zur Frankierung mit Briefmarken stehen sogenannte Ganzsachen mit Wertzeicheneindruck zur Verfügung. Hierbei wird zwischen Antwortkarten, gezähnten Postkarten und Bildpostkarten unterschieden.

Antwortkarten kamen 1872 auf den Markt. 1891 wurden sie in sämtlichen Postvereinsländern eingeführt, wobei das Porto für den Hin- und Rückweg vom Absender vorausbezahlt werden musste. Die zusammengeklappten Karten bestanden aus einem zusammenhängenden Frage- und Antwortteil. Die Anschriftseite der Antwortkarte befand sich innerhalb der zusammengeklappten Karte. Beide Teile wiesen einen Wertzeicheneindruck auf. Im internationalen Postverkehr sind Antwortkarten seit 1971 unzulässig.

Gezähnte Postkarten sind perforierte Ganzsachen in Abreißstreifen, in einem Heftchen oder auf einem Bogen, die nach 1912 erschienen sind, von der deutschen Reichsdruckerei herausgegeben und in einer größeren Mindeststückzahl zum Preis der jeweiligen Wertzeichen verkauft wurden. Die Mindestabnahmemenge betrug in Deutschland 1000 Stück.

Bildpostkarten unterscheiden sich von herkömmlichen Ansichtskarten als von der Post ausgegebene Ganzsachen mit aufgedruckten Postwertzeichen und einem Bild auf der Adressseite. Sie verbreiteten sich in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts von Mittel- und Südamerika aus. In Deutschland wurden sie erst 1925 erstmals versuchsweise zu Reklamezwecken für Städte, Bäder und Kurorte herausgegeben. In den Jahren des 2. Weltkriegs wurde die Produktion eingestellt. In den 50er-Jahren wurden in Deutschland bis 1999 auf Antrag von Tourismusverbänden und Gemeinden wieder Bildpostkarten zur Förderung des Fremdenverkehrs ausgegeben.

Die besonderen Merkmale von Bildpostkarten

Typisch ist für Bildpostkarten das Bild einer Landschaft, einer Stadt oder eines Ortes links oben auf der Anschriftseite. Am rechten oberen Rand ist ein Postwertzeichen aufgedruckt. Wegen dieser Frankatur gelten Bildpostkarten als Ganzsache. In Ausnahmefällen kann das Bildmotiv von Bildpostkarten sich am linken unteren Kartenrand befinden oder die linke Seitenhälfte komplett ausfüllen. Um Druckkosten zu sparen, entsprach die Farbe der Bebilderung der Farbe des Postwertzeichenaufdrucks. Bildpostkarten mit mehrfarbigen Abbildungen wurden in Deutschland erst nach 1973 produziert.

Postkarten sammeln – Philokartie als Sammelgebiet

Post- und Ansichtskarten sowie Ganzsachen und Bildpostkarten sind in Deutschland seit Langem besonders begehrte Sammelobjekte, sodass die Sammelleidenschaft der Deutschen früher sogar als „Deutsche Epidemie“ charakterisiert wurde.

Quelle: Wikipedia / Postkarte

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